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Brandschutz 30.11.2022 zurück

Ausbildung von Brandschutzhelfern - Vorbereitung ist wichtig!

Beitrag von:
Christoph Ament

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  • Fachverantwortung Brandschutz
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Brandschutz Spezial Teil 2 aus der Ausgabe 11/2022 des Praxismagazins Sicherheitsbeauftragter - Interview mit Christoph Ament

Brandschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Dazu muss in jedem Unternehmen unter anderem eine bestimmte Anzahl von Brandschutzhelfern zur Verfügung stehen. Bei normaler Brandgefährdung sind circa fünf Prozent der Beschäftigten entsprechend auszubilden, unter anderen Vorzeichen auch deutlich mehr. Wir sprachen mit Ausbilder Christoph Ament über Lerninhalte und Aufgaben von Brandschutzhelfern und die oft praktizierte Ämterballung bei der Besetzung ehrenamtlicher Positionen.

Herr Ament, Sie führen jährlich rund 75 Seminare zur Ausbildung von Brandschutzhelfern durch. Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Lektion im Brandschutz, die jeder Brandschutzhelfer verinnerlichen muss?

 

Die eine, alles entscheidende Lektion gibt es aus meiner Sicht nicht. Ein Schlüsselelement im theoretischen Teil ist sicherlich die Brandlehre, das heißt, wie ein Feuer entsteht. Hat man das verstanden, erschließt sich automatisch, wie Löschverfahren beziehungsweise Löschmittel funktionieren.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der CO2-Feuerlöscher. Feuer braucht Sauerstoff, um zu brennen. Entzieht man mit diesem Feuerlöscher den Sauerstoff aus seiner unmittelbaren Umgebung, geht das Feuer im besten Fall aus. Sehr wichtig ist zudem der praktische Teil der Ausbildung, bei dem die Teilnehmenden bei uns ein reales Feuer löschen. Hierbei lernt man ganz viel auf einmal. Vor einem echten Feuer zu stehen, hebt die Aufmerksamkeit auf ein ganz anderes Level, und da man selbst handeln muss, bleibt das Erlernte besser im Gedächtnis. Durch die Löschübung sollen vor allem Ängste und Hemmungen abgebaut werden. Wenn man bei einem realen Brand auf dieses erlernte und geübte Praxiswissen zurückgreifen kann, hilft das sehr.

Wie lange dauert die Ausbildung?

 

Die Dauer der Ausbildung hängt von der Anzahl der Teilnehmer ab. Unsere Kurse führen wir mit vier bis maximal 16 Teilnehmern durch. Mehr halten wir für nicht zielführend, da sonst das Ausbildungsziel gefährdet ist und die Schulung zu lange dauern würde. Um einen groben Anhaltspunkt zu haben, kann man circa 3,5 Stunden bei einer Gruppengröße von acht Teilnehmern ansetzen.

Was machen Brandschutzhelfer (hauptsächlich) in der Praxis?

 

Na ja, grundsätzlich ist dieser „Job“ ein Ehrenamt. Das bedeutet, die Brand- schutzhelfer arbeiten ganz normal in ihrer Anstellung weiter. Durch ihre zusätzliche Ausbildung zum Brandschutzhelfer sind sie jedoch dafür qualifiziert, etwas mehr auf diesem Gebiet zu tun: im Normalbetrieb zum Beispiel kontrollieren, ob die Fluchtwege und die Feuerlöscheinrichtungen frei zugänglich sind, die Kollegen sensibilisieren. Bei Alarm-, Feuerwehr- oder Evakuierungsübungen können sie spezielle Aufgaben übernehmen, die sie dann auch im Realfall ausführen: zum Beispiel die Feuerwehr als ortskundige Person einweisen oder versuchen, einen Entstehungsbrand zu löschen. Zudem übernehmen Brandschutzhelfer im Fall einer Evakuierung oftmals Aufgaben für einen reibungslosen Ablauf.

Wie „vertragen“ sich Brandschutzhelfer mit Evakuierungshelfern, Brandschutzbeauftragten oder auch Sicherheitsbeauftragten?

 

Oftmals ist es leider so, dass eine Person Brandschutzhelfer, Evakuierungshelfer und Sicherheitsbeauftragter in einem ist. Was grundsätzlich nicht unbedingt ein Problem darstellt. Vielmehr ist die Frage: Sind genügend Helfer für die verschiedenen Positionen beziehungsweise Aufgaben anwesend? In einem Brandfall braucht man in der Regel Brandschutzhelfer, die versuchen, den Brand zu löschen, sofern die Eigengefährdung gering ist. Gleichzeitig kann man Evakuierungshelfer brauchen, welche für eine geregelte Evakuierung sorgen und gegebenenfalls Hilfsbedürftige unterstützen. Wenn das nun alles eine Person machen soll, ist das schwerlich umsetzbar. Wenn ich aber in den oben genannten Positionen gut besetzt bin, bedarf es einfach nur einer kurzen Kommunikation, wer was macht.

Sicherheitsbeauftragte und auch Brandschutzbeauftragte haben eher einen vorbeugenden Charakter. Sie versuchen kontinuierlich, eine gewisse Sicherheit auf ihren jeweiligen Gebieten im Arbeitsalltag aufrechtzuerhalten. Brandschutzhelfer und Evakuierungshelfer müssen zudem akut eingreifen, wenn ein Schadensereignis eintritt und zu „bekämpfen ist“. Im Nachgang ist es wiederum Aufgabe des Brandschutzbeauftragten, das Ganze aufzuarbeiten, Schwachstellen zu identifizieren und Verbesserungen vorzuschlagen.

Sie haben schon erwähnt, dass die verschiedenen Positionen nicht selten gebündelt bei ein und derselben Person landen. Sind Sicherheitsbeauftragte, die zusätzlich ein Amt im Brandschutz übernehmen, nicht schnell „Mädchen für alles“ – mit entsprechenden Abstrichen?

 

Natürlich könnte man meinen, dass diese dann „das Mädchen für alles“ sind. Ich denke aber, dass dies in der Praxis nicht so ist. Die Aufgaben für Sicherheitsbeauftragte sind klar definiert und in vielen Betrieben auch geregelt. Wenn jetzt ein Sicherheitsbeauftragter auch Aufgaben im Brandschutz übernimmt, hat das erstmal nichts mit seinen Aufgaben als Sicherheitsbeauftragter zu tun. Man muss aber über die zur Verfügung stehende Zeit sprechen. Schließlich braucht es ein gewisses Kontingent an Stunden, um allen Aufgaben gerecht zu werden.

In vielen Betrieben sind Sicherheitsbeauftragte zudem nur deshalb Brandschutzhelfer, weil es immer weniger Beschäftigte gibt, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Umgekehrt bin ich aber kein Freund davon, Menschen zur Übernahme solcher Ämter zu verpflichten. Denn dies hat logischerweise zur Folge, dass Jobs wie Sicherheitsbeauftragter oder Brandschutzhelfer nicht gelebt, sondern nur als notwendiges Übel angesehen werden.

„Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss“, heißt es in einem vielzitierten Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster aus dem Jahr 1987. Viele Betriebe bleiben dennoch lange und gänzlich von Brandereignissen verschont, was das Bewusstsein für die ständige Brandgefahr senkt. Welche Brandgefahren werden Ihrer Erfahrung nach in Betrieben am häufigsten vernachlässigt?

 

Genau, in dem Urteil wird auch davon gesprochen, dass es als Glücksfall zu betrachten ist, wenn es noch nicht gebrannt hat. Ich denke schon, dass ein Brandfall im eigenen Betrieb erstmal bei den meisten weit weg ist in den Gedanken. Das bedeutet nicht, dass nicht investiert wird oder nicht danach geschaut wird. Aber ich als Brandschützer habe natürlich diesen Punkt besonders im Fokus und will diesen Punkt bei meinen zu betreuenden Firmen immer nach vorne bringen. Im Gegenzug kenne ich aber nicht die anderen „Baustellen“, die der Betrieb gegebenenfalls auch hat.

Sprich, die Geschäftsführung muss ganz genau abwiegen, was gerade wichtiger ist. Der Brandschutz kann nicht immer Nummer eins sein. Zur Frage, was Betriebe oft vernachlässigen, würde ich die Problematik mit den Mehrfachsteckdosen ansprechen. Hier sollte man genau hinschauen. Mehrfachsteckdosen an Mehrfachsteckdosen anzuschließen, geht gar nicht! Es fällt auf, dass hier noch mehr Sensibilisierung stattfinden muss, warum das so gefährlich ist.

Welche Arten von Feuerlöschmitteln sollten Betriebe oder auch Privathaushalte vorhalten?

 

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Es ist immer eine Frage der Brandklassen, die in einem Betrieb vorherrschen. Welche das sind, muss ich zunächst analysieren. So kann ich ermitteln, welche Löschmittel in welcher Anzahl benötigt werden. Eine gute Hilfe ist hier die ASR A2.2 „Maßnahmen gegen Brände“. Bevor man sich für eine Art von Löschmittel entscheidet, sollte man sich auch über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Produkte Gedanken machen.

Für den privaten Haushalt gibt es keine Vorgaben. Aber auch hier ist es sinnvoll, ein oder zwei Feuerlöscher vorzuhalten. Ich persönlich habe ein kleineres Löschspray für Fettbrände in der Küche sowie einen Wasserlöscher im Obergeschoss deponiert. Damit bin ich erstmal gut abgedeckt. Hier schließt sich auch ein Kreis: Vorbereitung ist wichtig. 

Die Fragen stellte Petra Jauch.

Dieser Beitrag wurde in Ausgabe 11/2022 des Praxismagazins Sicherheitsbeauftragter veröffentlicht. Darüber hinaus finden Sie ihn unter: https://www.sifa-sibe.de

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