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#Maschinensicherheit

Maschinensicherheit 05.08.2021 zurück

Instandhaltungsarbeiten an Maschinen - Mit Lockout-Tagout auf der sicheren Seite

Beitrag von:
Alexander Emmrich

Titelbild:

artboyshf142 / stock.adobe.com

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  • Fachverantwortung Maschinensicherheit
  • Fachverantwortung Explosionsschutz
  • Industriemeister Metall (IHK)
  • Fachberater Explosionsschutz

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In Ausgabe 7-8/2021 des Sicherheitsbeauftragten klärt Alexander Emmrich wie Sie mit Lockout-Tagout Mitarbeiter schützen und Stillstände von Maschinen vermeiden.

Bei Instandhaltungsarbeiten an Maschinen und Anlagen können Mitarbeitende verschiedenen Risiken ausgesetzt sein; unter anderem drohen Gefahren durch Energien wie Strom, Druckluft und Hydraulik. Auf Grundlage der Gefährdungsbeurteilung sind daher besondere Sicherungsmaßnahmen gegen eine Inbetriebnahme bei laufenden Wartungs- und Reparaturarbeiten zu treffen, die über die Schutzmaßnahmen im Normalbetrieb der Maschinen und Anlagen hinausgehen.

Meistens geht es hierbei um die Maßnahmen „sicheres Stillsetzen“, „jede Energiequelle dauerhaft und sicher trennen“ und „Ingangsetzen sicher verhindern“, die in der Betriebssicherheitsverordnung grundsätzlich gefordert werden. Die Anlage oder Maschine einfach nur abzuschalten oder einen Warnhinweis „Maschine defekt“ anzubringen, reicht häufig nicht aus – insbesondere, wenn es sich um große, unübersichtliche Anlagen, unvorhersehbare Gefährdungen oder hohe Verletzungsrisiken handelt. Hinzu kommen Zeitdruck, unterschiedliche Qualifikationen und Wissensstände verschiedener Personengruppen, Sprachbarrieren und eine unterschiedliche Wahrnehmung vorhandener Risiken.

Viele Personen betroffen

Schließlich geht es nicht nur darum, dass in der Regel hoch qualifizierte Instandhaltungspersonal zu schützen, sondern häufig sind auch Fremdpersonal, Produktionspersonal, Reinigungskräfte und andere Personen an Instandhaltungsarbeiten beziehungsweise bei geplanten und ungeplanten Stillständen von Maschinen und Anlagen anwesend und beteiligt. So wird aus einer einfachen Maschine schnell eine tödliche Gefahrenquelle, wenn sich Personen im Gefahrenbereich aufhalten und die Maschine aufgrund mangelnder Kommunikation und fehlender Sicherheitsmaßnahmen oder technischer Defekte plötzlich in Gang gesetzt wird.

Zweistufige Absicherung

Eine Möglichkeit, den Betreiberpflichten im Arbeitsschutz bei Instandhaltungsarbeiten gerecht zu werden, ist das System Lockout-Tagout (LOTO). Das aus den USA stammende und dort etablierte System hat sich inzwischen auch in Deutschland sowie einigen weiteren europäischen Ländern als Sicherheitsmaßnahme vor allem bei Instandhaltungsarbeiten, aber auch bei sämtlichen Stillständen von Maschinen und Anlagen aller Art bewährt. Es besteht aus zwei Schritten.

Erster Schritt: Lockout

Im ersten Schritt geht es darum, Energiequellen sicher zu trennen und die Anlagen und Maschinen vor einem verfrühten beziehungsweise unbefugten Ingangsetzen zu sichern, sprich zu verriegeln – Lockout. Dies geschieht in der Regel mithilfe spezieller Vorrichtungen und Schlössern, mit denen Abschaltvorrichtungen wie Kugelhähne, Sicherungen, Handräder, Schalter oder Hauptschalter fixiert werden. Die Vorrichtungen zur Fixierung der Abschaltvorrichtungen können dabei sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel sogenannte Schließbügel oder -zangen, verschließbare Sperrkapseln und Verschlusskästen. Diese werden dann wiederum mit Schlössern gesichert, wobei stets jede am Prozess beteiligte Person ihr personalisiertes Schloss anbringt. Somit ist eine Entriegelung der Fixiervorrichtung beziehungsweise das Ingangsetzen einer Maschine erst möglich, wenn jede beteiligte Person das eigene Schloss entfernt hat und somit sichergestellt ist, dass sich keine Person mehr im Gefahrenbereich aufhält. 

Grundsätzlich sind die Schlösser farblich unterschiedlich gestaltet und können zusätzlich noch mit einer Gravur des Namens, der Personalnummer oder anderem mehr den Mitarbeitern persönlich zugeordnet werden.

Zweiter Schritt: Tagout

Im zweiten Schritt geht es um die Kennzeichnung der verriegelten Abschaltvorrichtung mit einem Warnschild – Tagout. Auf dem Warnschild können verschiedene Hinweise angebracht werden, sodass andere Personen/Personengruppen informiert sind und die erforderliche Kommunikation sichergestellt ist.

Alle am Freigabeprozess beteiligt

Bei Lockout-Tagout geht es um einen geschlossenen Prozess, der mit technischen und organisatorischen Maßnahmen als Standard bei sämtlichen Wartungs-, Reparatur- und Reinigungsarbeiten an Maschinen und Anlagen angewendet wird. Mithilfe dieses Prozesses soll sichergestellt werden, dass Maschinen und Anlagen etwa nach einer Reparatur durch mehrere Personen erst wieder in Betrieb gehen, wenn alle Beteiligten den Gefahrenbereich verlassen haben – weil alle Personen am Freigabeprozess „physisch“ beteiligt sind, indem sie ihr persönliches Verriegelungselement entfernen.

Großer Beitrag zur Sicherheit

Grundlage für ein funktionierendes Lockout-Tagout-System ist eine ordentlich durchgeführte, aktuelle und maschinen- beziehungsweise anlagenbezogene Gefährdungsbeurteilung. Darauf kann Lockout-Tagout als sinnvolle Schutzmaßnahme bei Instandhaltungsarbeiten oder prozessbedingten Tätigkeiten in Gefahrenbereichen aufgebaut werden.

Mit der Integration von Lockout-Tagout in die betrieblichen Abläufe leisten Betriebe unabhängig von ihrer Branche, Tätigkeit und Unternehmensgröße einen großen Beitrag zur Sicherheit ihrer Mitarbeitenden und des Fremdpersonals.

Info: Lockout-Tagout-Systeme

Lockout-Tagout-Systeme beziehungsweise Wartungssicherungen sind technische Einrichtungen, die Stellglieder einer technischen Anlage wie Schalter, Sperr- oder Kugelhähne in einer bestimmten Position – im Allgemeinen der Aus-Position – fixieren. Sie verhindern einen unbefugten Zugriff oder unbeabsichtigtes Einschalten von Maschinen oder Anlagen beispielsweise während eines Wartungsvorgangs. Im Handel ist eine große Auswahl dieser Schließvorrichtungen und Schlössersysteme von verschiedenen Herstellern erhältlich.

Checkliste:

  • Maschinen-/anlagenbezogene Gefährdungsbeurteilung erstellen
  • Kritische Abschaltvorrichtungen festlegen, entsprechendes Lockout-Tagout Equipment anschaffen
  • Betriebsanweisungen erstellen
  • Mitarbeiter schulen und unterweisen

Dieser Beitrag wurde in Ausgabe 7-8/2021 des Praxismagazins Sicherheitsbeauftragter veröffentlicht. Darüber hinaus finden Sie ihn unter: https://www.sifa-sibe.de

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